2015 übergab die Stadt Köln der Hohen Domkirche Räumlichkeiten im Osten des Domchores („Trankgasse“ und „Am Domhof“), die im Rahmen der Umgestaltung der Domumgebung entstanden waren. Neben einem neuen Vorraum zur Piscina des frühmittelalterlichen Baptisteriums handelt es sich um Depoträume der Dombauhütte, in denen Steine, ausgebaute Originale, neue, noch nicht versetzte Werkstücke sowie archäologische Funde aufbewahrt werden. Zwei der Depoträume sind als Schaudepots angelegt und über Schaufenster von außen zu besichtigen. Hier werden mit wechselnden Exponaten zwei kleine Ausstellungen zur Domgrabung sowie zur Dombauhütte präsentiert.
Der 2017 abgenommene, stark verwitterte Engel wurde 1880 in der Werkstatt von Dombildhauer Peter Fuchs (1829‒1898) für den Wimperg (gotischer Giebel) des Petersportales geschaffen. Er gehört zu einer Gruppe von insgesamt 20 Engelsfiguren mit Schriftbändern, welche im Wechsel mit schlanken Fialen (gotisches Ziertürmchen) die Wimperge über dem zentralen Marienportal und den beiden seitlichen Portalen, dem Dreikönigen- und dem Petersportal bekrönten. Acht standen über dem Hauptportal, jeweils sechs über den Seitenportalen. Dombildhauer Peter Fuchs schuf zwischen den 1860er- und 1880er-Jahren über 700 Skulpturen für den Kölner Dom. Insbesondere die Figuren am Marien- und Dreikönigenportal sowie die Portalskulpturen der Nordquerhausfassade und die meisten Pfeilerfiguren im Inneren von Lang- und Querhaus des Domes wurden von seiner Werkstatt geschaffen. Von vielen Skulpturen haben sich die Originalen Gipsmodelle in verkleinertem Maßstab erhalten. Sie dienen bei Rekonstruktionen oder Ergänzungen zerstörter oder beschädigter Figuren den Bildhauern als Vorlage.
Die ungeschützt freistehenden, aus empfindlichem Kalkstein aus Savonnières geschaffenen Engelfiguren über den Portalwimpergen waren in besonderer Weise der Verwitterung ausgesetzt. Bereits am 20. Mai 1906 stürzte, als gerade Gottesdienstbesucher den Dom nach dem sonntäglichen Hochamtes verließen, der Flügel eines Engels über dem Dreikönigenportal ab. Nur einem aufgespannten Regenschirm, der den Sturz ablenkte, war es zu verdanken, dass niemand ernsthaft verletzt wurde. Die Figuren wurden daraufhin abgenommen, restauriert und wiederaufgestellt. 1956 wurden die zunehmend verwitterten und durch Absprengungen während des Zweiten Weltkriegs schwer beschädigten Engel über dem Haupt- und über dem Dreikönigenportal sowie die bekrönende Fiale des Mittelportals vollständig abgenommen und durch moderne Engel nach Entwürfen von Erlefried Hoppe ersetzt. Im April 2017 mussten auch die stark verwitterten Engel über dem Petersportal samt ihrer Postamente entfernt werden. Sie sollen in den kommenden Jahren durch originalgetreue Kopien ersetzt werden.
Bereits der mittelalterliche Riss der Westfassade sah über den drei Portalwimpergen einen Wechsel von Fialen und Standfiguren vor. Zwar sind die Figuren selbst nicht eingezeichnet, wohl aber die sie tragenden Postamente. Ob der zwischen 1370 und 1380 mit verändertem Maßwerk ausgeführte Wimperg des Petersportales, des einzigen im Mittelalter ausgeführten großen Domportals, diesen Wechsel vom Plan übernahm oder übernehmen sollte ist unklar, da bereits auf den ältesten grafischen Ansichten aus dem 17. Jahrhundert und auf frühen Fotografien des 19. Jahrhunderts die Wimpergrahmung bis auf geringe Reste und sämtliche Aufbauten vollständig fehlen. Der 1875 abgebaute und erst in den Jahren nach der offiziellen Domvollendung 1880 vollständig erneuerte Wimperg kombiniert das Maßwerk der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts mit den auf dem früheren Plan vorgesehenen Aufbauten. Während das auf dem Fassadenriss dargestellte Maßwerk einen liegenden Dreistrahl vorsah, war das Maßwerk des 14. Jahrhunderts, das der heutige Wimperg übernimmt, sehr viel kleinteiliger und aufwändiger gestaltet. Es zeigt im Zentrum eine Rosette, die durch einen liegenden Dreistrahl und gegenläufige Doppelbahnen gegliedert ist. Die ursprüngliche Wimpergplanung übernahm Dombaumeister Ernst Friedrich Zwirner im 19. Jahrhundert bei seiner Planung der Wimperge für die Seitenportale der Querhäuser.
32 monumentale, fast drei Meter hohe Engelfiguren umstehen auf einer Höhe von etwa 75 Metern die beiden Domtürme. Sie wurden in den 1870er-Jahren nach Entwürfen von Dombildhauer Peter Fuchs aus französischem Savonnières-Kalkstein gefertigt. Bei den Engeln des Südturmes handelt es sich um Passionsengel, welche die Arma Christi (die Leidenswerkzeuge) in ihren Händen halten, bei denen des Nordturmes um Friedensengel, welche zum Lob Gottes auf verschiedenen Instrumenten musizieren. Viele der Engel zeigen inzwischen deutliche Verwitterungsspuren, so dass bei Stürmen der vergangenen Jahrzehnte sogar schon kleinere Fragmente abgebrochen sind. Die Figuren müssen daher eingehend untersucht, gefestigt und gegen weitere Verwitterung geschützt werden.
Wenige besonders schwer verwitterte Figuren, so vor allem die vorderen Engel an der Westseite der Türme, werden durch originalgetreue Kopien ersetzt, so auch im Sommer 2020 der hier ausgestellte Engel mit Bratsche von der Nordwestecke des Nordturmes. Hierzu werden zunächst auf dem stark verwitterten Original die fehlenden Stellen mit Gips ergänzt. Diese Hinzufügungen sind reversibel. Als Vorlage für die Ergänzungen dienen die originalen Bozzetti (Modelle in verkleinertem Maßstab). Mit Hilfe einer Punktiermaschine (vgl. unten unter Passionsengel) kann die mit Gips ergänzte Originalfigur kopiert werden. Deutlich erkennt man im Gesicht des Engels die vom Bildhauer angebrachten Linien und Punkte, an denen er Maß genommen hat. Der vom Steinmetz Thomas Kaintoch erneuerte Engel mit der Bratsche war zusammen mit einem weiteren, von Bildhauer Michael Oster ausgeführten, Schalmei spielenden Engel im Mai 2020 auf die Gerüstplattform in 100 Metern Höhe gezogen und anschließend an der alten Stelle wieder versetzt worden. Zwei weitere vor Witterung besser geschützte Engel an dieser Ecke des Turmes wurden an Ort und Stelle restauriert und konnten am Turm belassen werden.
Jeweils vier 30 Meter hohe, freistehende Fialaufbauten umgeben die beiden Domtürme und leiten vom quadratischen Grundriss der unteren Turmgeschosse zum achteckigen Grundriss der beiden oberen Geschosse und der Turmhelme über. Von der Größe entsprechen sie damit bereits so manchem Kirchturm. Bereits im Mittelalter auf dem berühmten Plan der Westfassade, dem sogenannten Riss F entwickelt, wurden sie in der Mitte der 1870er-Jahre im Rahmen der Turmvollendung unter Dombaumeister Richard Voigtel getreu des mittelalterlichen Planes ausgeführt. Zwar hat sich der damals verwendete Obernkirchener Sandstein gut bewährt, doch kommt es in diesem Bereich aufgrund der im 19. Jahrhundert verwendeten Eisenelemente zu Rostsprengungen und teilweise zur Anhebung tonnenschwerer Aufbauten. Daher werden die Fialaufbauten seit 1996 restauriert und dabei alle Eisenelemente durch Edelstahl ersetzt. Auch die teilweise stark verwitterten Engelfiguren sind Teil der Restaurierungskampagne. Als Arbeitsbühne dienen 30 Meter hohe Hängegerüste, die an den Turmhelmen befestigt sind. Das Gerüst an der Nordwestecke ist inzwischen das dritte Gerüst dieser Art. Die Arbeiten in diesem Bereich sind inzwischen abgeschlossen; voraussichtlich 2021 kann das Gerüst abgenommen werden. Anschließend wird die Nordostecke des Turmes eingerüstet. Nach Abschluss der Arbeiten am Nordturm folgt die Restaurierung des Südturmes. Ausführlichere Informationen zur Turmrestaurierung finden Sie unter Aktuelle Arbeiten.
Bei den drei Werkstücken handelt es sich um Konsolbaldachine des Michaelsportales, des mittleren Eingangs der Nordquerhausfassade. Ende des Zweiten Weltkriegs durch Beschuss schwer beschädigt, wird es seit 2013 umfassend restauriert und gereinigt. Bei dem vorderen Stück handelt es sich um das Fragment eines zerstörten Originalbaldachins, bei den beiden anderen um zwei in der Dombauhütte angefertigte Kopien kriegszerstörter Stücke der Steinmetzen Willy Bauer und Wolfgang Küpper, die demnächst wieder am Portal eingebaut werden. Konsolbaldachine dienen den Heiligenfiguren in den Archivolten (Bogenlaibungen) des Portals gleichermaßen als bekrönender Baldachin und Sockel der darüberstehenden Figur. Die achteckigen Baldachine bilden nach unten ein auf Blütenrosetten ruhendes gotisches Rippengewölbe aus. Die nach vorne weisenden Seiten werden durch Maßwerkbögen und Wimperge (gotische Giebelform) gegliedert. Letztere sind mit Krabben (gotisches Blattwerk) besetzt und von Kreuzblumen bekrönt. Die hinter den Wimpergen sichtbare Figurenkonsole ist mit Blendmaßwerk geziert. An den Berührungspunkten der Wimperge sitzen kleine, an Wasserspeier erinnernde Konsolfigürchen, die fantasievoll gestaltete Drachen und Mischwesen darstellen. Alle wurden, wie bereits auch im 19. Jahrhundert, frei nach mittelalterlichen Vorbildern individuell gestaltet. Alleine am Michaelportal gibt es über 300 solch kleiner Figürchen.
Aufgrund ihrer komplizierten Konstruktion und der filigranen Gestaltung zählen Baldachine zu den aufwendigsten Steinmetzarbeiten einer gotischen Kathedrale. Die Herstellung eines Baldachins kann daher leicht ein bis anderthalb Jahre Arbeit eines erfahrenen Steinmetzen erfordern. Von den 66 Konsolbaldachinen im Portal wurden fünf im Krieg nahezu vollständig zerstört, so dass sie neu geschaffen werden mussten. Andere, teilzerstörte Stücke werden hingegen durch den Einbau von Vierungen (passgenaue Teilergänzungen) wiederhergestellt. Dies erfordert höchste Genauigkeit und ist oft aufwendiger als eine vollständige Neuschöpfung. Es ist der Anspruch der Kölner Dombauhütte, so viel Originalsubstanz zu erhalten wie möglich.
Der von einem Steinmetzen der Kölner Dombauhütte um 1300 aus Drachenfelser Trachyt gehauene Wasserspeier stellt einen zotteligen Teufel dar, der die Seele eines Verstorbenen, wohl aufgrund seines sündigen Lebens, zur Hölle schleppt. Die Seele ist in Gestalt eines nackten Jünglings dargestellt, der vom Teufel an einem Bein gepackt wird. Vergebens versucht er sich mit dem anderen Bein und den Armen aus dem festen Griff zu befreien. Die uns heute fremd erscheinende, dem mittelalterlichen Dämonenglauben entsprungene teuflische Gestalt wurde vom Steinmetzen mit viel Fantasie ausgeschmückt, die dazu einlädt, den Wasserspeier genauer und ‒ was am originalen Anbringungsort nur schwerlich möglich war ‒ aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Man achte etwa auf die Eberhauer im Maul und die drei fratzenhaften Gesichter, die sich zusätzlich zum eigentlichen Kopf auf Brust und Knien befinden. Von oben und von der Seite betrachtet wird deutlich, wie sehr sich die gepackte Seele windet. Der stark verwitterte Wasserspeier wurde 1933 ausgebaut und am ursprünglichen Anbringungsort durch eine relativ genaue Kopie aus Krensheimer Muschelkalk ersetzt.
Die ältesten Wasserspeier des Kölner Domes aus der Zeit um 1277 befanden sich an der alten Sakristei (heute Sakramentskapelle). Sie sind vollständig verloren. Somit sind die Wasserspeier, die sich im Bereich des Kranzgesimses auf etwa 20 Metern Höhe an den Pfeilern der Chorkapellen und der benachbarten Querhausjoche befinden, die ältesten erhaltenen Exemplare der Kathedrale. Sie entstanden wohl erst mit dem Bau des Strebewerks um 1300. Von 38 Wasserspeiern in diesem Bereich dürften 19 noch mittelalterlich sein. Sie wurden im 19. Jahrhundert teilweise überarbeitet und ergänzt. In den 1930er-Jahren erhielten sie zudem Festigungsanker und eine Schutzabdeckung aus Walzblei. Die anderen Wasserspeier des Bereiches wurden in den vergangenen 200 Jahren durch Kopien und Neuschöpfungen ersetzt. Viele der ausgebauten Originale blieben erhalten.
In ihrer Gestaltung sind die mittelalterlichen Wasserspeier vielseitig. Vorherrschend sind Tierdarstellungen und Mischwesen, die sich aus verschiedenen Tiergattungen zusammensetzen. Daneben finden sich Darstellungen von Fantasiewesen, Menschen und Teufeln. Die Deutung der Wasserspeier ist schwierig, zwei Erklärungsmodelle bieten sich an. So werden die tierischen und dämonisch gestalteten Wasserspeier oft apotropäisch gedeutet. Das heißt, sie sollten das Unheil von der Kathedrale abwehren. Im Mittelalter war der Dämonenglaube noch weit verbreitet. So glaubte man, dass insbesondere bei Unwettern dämonische Kräfte wirksam seien. Ferner sollte eine Kathedrale Abbild des gesamten mittelalterlichen Kosmos sein, zu dem auch die irdische und selbst die dämonische Sphäre dazugehörte. Es war daher der Wunsch, die Kräfte wilder Tiere und Dämonen am Kirchenbau zu bannen, indem man ihre Abbilder in den Dienst der Kathedrale zwang. Zugleich eignete sich die gegenüber den Heiligendarstellungen der Portale und Pfeiler untergeordnete Bauplastik, wie zum Beispiel Wasserspeier, dazu, moralisierende Spottbilder und Darstellungen menschlicher Laster am Kirchenbau anzubringen. In diesen Zusammenhang gehört auch die Darstellung des Teufels.
Bei dem Werkstück handelt es sich um das obere Element einer Strebebogenbrücke mit Säulensockel aus dem Strebewerk des Nordquerhauses. Es wurde in der Nachkriegszeit im Rahmen der sehr umfassenden Erneuerungsarbeiten in diesem Bereich gegen eine Kopie aus Londorfer Basaltlava ausgetauscht und befindet sich seither in den Depots der Dombauhütte. Nach dem Vorbild Amiens und zahlreicher anderer französischer Kathedralen besteht das bereits am mittelalterlichen Domchor ausgebildete Strebesystem des Kölner Domes aus jeweils zwei übereinander liegenden Strebebögen. Der obere im Scheitelpunkt der Gewölbe ansetzende Bogen nimmt dabei in erster Linie den Winddruck, der untere knapp oberhalb des Gewölbeansatzes ansetzende Bogen hingegen die Schubkraft der Gewölbe auf. Beide Strebebögen sind mit Maßwerkbrücken bekrönt. Die Bögen setzen über schlanken Säulen an und binden dahinter in die Hochschiffpfeiler ein. Zwischen dem Pfeiler und der unteren Säule führt das Außentriforium als Außenumgang um die Hochschiffwand des Domes. Die untere höhere Säule setzt leicht vorkragend über der Außenwand des Triforiums an, der Sockel der oberen steht auf dem unteren Bogenansatz auf und durchschneidet die untere Maßwerkbrücke. Exakt aus diesem Bereich stammt das Werkstück.
Die Restaurierung der Strebewerke ist eine der Hauptbaustellen der Kölner Dombauhütte, da der Sandstein im Lang- und Querhausbereich teilweise drastische Verwitterungsspuren zeigt. Hier war in den 1860er-Jahren vor allem Schlaitdorfer Sandstein aus der Gegend von Esslingen verwendet worden. Dieser setzt sich aus relativ groben Quarzsandkörnern zusammen, die selbst nahezu verwitterungsresistent sind. Problematisch ist hingegen das karbonatische Bindemittel des Steines, das durch die Schwefelsäure in Luft und Regen in Gips umgewandelt wird. Dieser ist wasserlöslich, was zu Absandungen und Schalenbildungen am Stein führt. Gerade an statisch sensiblen Bereichen des Domes wie dem Strebewerk ist daher dringender Handlungsbedarf geboten. Zur Zeit werden die Strebewerke im Winkel zwischen Langhaussüdseite und Südquerhaus restauriert. Im Unterschied zu den ersten Nachkriegsjahrzehnten tauscht die Dombauhütte heute nicht mehr die vollständigen Strebewerke aus, sondern ist darum bemüht, möglichst viel Originalsubstanz zu erhalten. Als Ersatzmaterial für den Schlaitdorfer Sandstein wird heute ein Sandstein aus Božanov in Tschechien verwendet. Bis in die 1990er-Jahre verwendete die Kölner Dombauhütte Londorfer Basaltlava als Ersatzstein, da das Material eine höhere Beständigkeit hat. Der Nachteil des Steines ist aber, dass er sich nur schlecht mit den historischen Sandsteinen kombinieren lässt und man daher sehr viel mehr Substanz erneuern musste. Zudem hebt er sich farblich sehr stark vom Originalmaterial ab und verändert daher das Erscheinungsbild des Domes stark.
Die Fiale und die beiden Riesen, so nennt man die Hauben von Fialen, mit bekrönenden Kreuzblumen stammen aus verschiedenen Zeiten und Bereichen des Domes. Die vollständige, stark verschwärzte Fiale im Vordergrund besteht aus Obernkirchener Sandstein und wurde im 19. Jahrhundert im Bereich des Südquerhauses verbaut. Der große Riese auf der rechten Seite wurde in den 1920er-Jahren aus Krensheimer Muschelkalk geschlagen und im Bereich des Strebewerks der Chorsüdseite versetzt. Vor wenigen Jahren wurde er aufgrund eines Materialfehlers mit einem Autokran sicherheitshalber abgenommen. Der aus dem Tauberfränkischen stammende Stein war zwischen dem Beginn des 20. Jahrhunderts und dem Zweiten Weltkrieg das bevorzugte Steinmaterial der Kölner Dombauhütte. Bei dem linken Riesen handelt es sich um eine jüngst aus Sandstein aus dem tschechischen Božanov gefertigte Kopie für eine schwer beschädigte Fiale im Strebewerksbereich der Südquerhauswestseite. Sie wird in den kommenden Jahren im Rahmen der dort durchgeführten Restaurierungsarbeiten versetzt.
Fialen, eine typisch gotische Schmuckform, sind schlanke spitze Türmchen, die zumeist den oberen Abschluss von Strebepfeilern oder Baldachinen bilden und Wimperge flankieren. Im Strebewerk einer Kathedrale dienen sie als schweres Auflager, um die diagonal über die Strebebögen auf die Pfeiler geleiteten Schub- und Druckkräfte der Gewölbe und des Windes nach unten abzuleiten. Sie haben hier also eine wichtige statische Funktion. Am Dom finden sich unzählige Fialen. Die größten haben eine Höhe von etwa 18 Metern, die kleinsten finden sich zum Beispiel an Figurenbaldachinen und sind nur wenige Zentimeter groß. Zumeist sind die Riesen größerer Fialen selbst wiederum von vier kleineren Fialen umgeben. Zählt man alleine die über drei Meter großen Fialen des Domes, kommt man bereits auf die stattliche Anzahl von etwa 1125.
Der zwischen 1842 und 1850 aus Schlaitdorfer Sandstein gefertigte Wasserspeier wurde durch Verwitterung und Kriegseinwirkung stark beschädigt. Insbesondere der Kopf und Teile der Flügel gingen vollständig verloren. Wie zahlreiche weitere Wasserspeier der Nordquerhausfassade und der südlichen Seitenschiffe wurde er daher in den ersten Nachkriegsjahren ausgebaut und durch einen neuen Wasserspeier in betont moderner Formensprache ersetzt. Da die Wasserspeier des 19. Jahrhunderts vor dem Ausbau leider nur in seltenen Ausnahmefällen dokumentiert wurden, ist der exakte Anbringungsort des Wasserspeiers bisher unbekannt. 1996/97 wurden die fehlenden Elemente des Wasserspeiers durch den Steinbildhauer der Dombauhütte Josef Düsterhus in Gips ergänzt und der Wasserspeier anschließend in beständigerer Basaltlava kopiert. Die Kopie befindet sich heute an einem Pfeiler der nördlichen Seitenschiffe (neben dem Bauaufzug der Dombauhütte). Als Vorlage für die Ergänzungen diente dem Bildhauer das originale Gipsmodell des 19. Jahrhunderts, das sich in der Modellkammer der Dombauhütte erhalten hat.
Der Wasserspeier stellt einen zweifach gehörnten Drachen dar. Als typisches Mischwesen nach mittelalterlichen Vorbildern setzt er sich aus Körperteilen verschiedener Tierarten zusammen. Während der Körper und der Kopf an ein Raubtier erinnern, scheinen die Krallen eher einem Großvogel oder Saurier entlehnt zu sein. Die für den stattlichen Körper viel zu klein erscheinenden Flügel erinnern an die einer Fledermaus, die Hörner und der Schwanz an einen Ochsen.
Bereits in den 1830er Jahren wurden im Zuge der Restaurierung des gotischen Domchores einzelne Wasserspeier durch Kopien oder Neuschöpfungen ersetzt und die mittelalterlichen Originale teilweise stark überarbeitet. Zwischen 1842 und 1848 entstanden für die Südseite von Lang- und Querhaus, für das Nordquerhaus sowie für die Wimperge der Querhausportale und -fenster zahlreiche neue Wasserspeier, die teils die mittelalterlichen Originale am Chor frei kopierten, teils auch ganz eigenständige Schöpfungen waren. Die entwerfenden Künstler sind nicht überliefert; den Rechnungsbüchern ist lediglich zu entnehmen, dass die Bildhauer Wilhelm Joseph Imhoff 1843 und Christian Mohr 1850 jeweils zwei Wasserspeiermodelle für den Dom abrechneten. In den 1850er und 1860er Jahren folgte die Herstellung weiterer Wasserspeier für die Türme und den Sakristeineubau. Die Nordseite des Langhauses blieb hingegen bis in die 1990er-Jahre wasserspeierlos. Viele der fantasievoll ausgestallteten Fabelwesen des 19. Jahrhunderts wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört oder beschädigt und in den Folgejahren durch Exemplare in einer betont modernen Formensprache ersetzt. Die erhaltenen Gipsmodelle des 19. Jahrhunderts und Torsi nach dem Zweiten Weltkrieg ausgebauter, teilzerstörter Wasserspeier dienten wie im vorliegenen Fall als Vorlage für die in den 1990er-Jahren unter Dombaumeister Arnold Wolf neu geschaffenen Wasserspeier der nördlichen Seitenschiffe. Wasserspeier in diesem Bereich waren mit Sicherheit ursprünglich geplant aber wohl nie verwirklicht worden.
Der gewaltige Schlussstein stammt von einem der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Mittelschiffsgewölbe, wahrscheinlich aus dem Nordquerhaus. Trotz seines Sturzes aus etwa 43,5 Metern Höhe ist er, abgesehen von einem durchgehenden Riss und stärkeren Ausbrüchen im Bereich des Blattkranzes, erstaunlich gut erhalten. Wie die meisten originalen Schlussteine der Mittelschiffgewölbe zeigt er einen Blattkranz, der in diesem Fall aus Eichenlaub besteht. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten die zerstörten Gewölbe figürliche Schlusssteine, die heilige Kölner Bischöfe und Erzbischöfe darstellen.
Auch wenn der Dom nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Ferne scheinbar unversehrt aus der Trümmerwüste ragte, zeigte sich bei näherer Betrachtung, dass er in Wirklichkeit durch die Bombardements schwere Schäden davongetragen hatte. Insgesamt gab es 14 Treffer durch schwere Sprengbomben und über 70 Brandbombentreffer sowie weitere Schäden durch Beschuss und auffliegendes Material der Domumgebung. Ein Großteil der Mittelschiffgewölbe von Lang- und Querhaus waren eingestürzt, nahezu sämtliche Maßwerke der Fenster beschädigt. Der bedrohlichste Schaden für den Dom war ein am 3. November 1943 erfolgter Bombentreffer am nordwestlichen Nordturmpfeiler. Die etwa 10 Meter hohe Bresche im Pfeiler wurde bis Frühjahr 1944 mit einer Plombe aus Ziegelsteinen geschlossen. Die Arbeiten der Dombauhütte unter Dombaumeister Willy Weyres (1944–1972) konzentrierten sich auf den Wiederaufbau des Domes. Bis zum Domjubiläum 1948 gelang es zumindest, den Domchor und das Querhaus der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Der Wiederaufbau des Langhauses konnte erst zum Katholikentag 1956 abgeschlossen werden.
Bei den beiden Engeln mit den Arma Christi (wörtl. Waffen Christi, gemeint sind die Leidenswerkzeuge) handelt es sich um Neuschöpfungen des Bildhauers der Dombauhütte Hans-Christoph Hoppe nach Originalfiguren des Dombildhauers Christian Mohr. Die originalen Figuren der 1860er-Jahre waren durch Verwitterung bis zur Unkenntlichkeit zerstört und mussten im April 2009 abgenommen werden. Sie waren Teil des von Mohr nach Entwürfen des Münchener Bildhauers Ludwig Michael Schwanthaler geschaffenen Skulpturenprogramms der Südquerhausfassade, das der Passion Christi und den Patronen der Stadt Köln gewidmet ist. Die in zwei Tabernakeln seitlich des Wimpergs (Giebel) des Mittelportales stehenden Engel hielten die Dornenkrone Christi sowie Hammer und Nägel, mit denen Christus ans Kreuz geschlagen wurde. Da sich von den Engeln weder Entwurfszeichnungen noch originale Gipsmodelle erhalten haben, war Hans-Christoph Hoppe bei seiner Wiederherstellung auf die schwer verwitterten Torsi (Fragmente der Originalskulptur) und historische Fotos angewiesen, die die Engel allerdings nur aus sehr entfernten Standorten zeigen. Eine exakte Kopie der zerstörten Originale war daher nicht möglich.
Zunächst wurden die Torsi gefestigt. Anschließend hat Hoppe die fehlenden Teile der Figuren mit Gips ergänzt. Durch ein zuvor aufgetragenes Trennmittel lassen sich die aus Gips erneuerten Bereiche wieder schadlos von den originalen Fragmenten lösen. Während der Bildhauer die fehlenden Gewandfalten und Arme unmittelbar auf die alten Skulpturen aufmodelierte, hat er Kopf und Hände separat angefertigt und anschließend angesetzt. Die auf diese Weise ergänzten Originale wurden vom Bildhauer mit Hilfe einer Punktiermaschine in Stein übertragen. Die neuen Engelfiguren sollen in den kommenden Jahren wieder am ursprünglichen Ort aufgestellt werden.
Die Punktiermaschine dient der punktgenauen Übertragung eines Modells auf eine Steinskulptur. Sie besteht im Wesentlichen aus einem Lattenkreuz, das mit Hilfe eines Gestänges an einer im Scheitel von Modell und Figur befestigten Schraube eingehängt wird. Diese Schraube und zwei weitere an den Sockeln und am unteren Balken der Punktiermaschine befestigte Markierungen dienen als Fixpunkte. Von diesen drei Punkten aus kannn jeder beliebige vierte Punkt an Skulptur und Modell exakt eingemessen werden. Dazu dient eine an einem gelenkigen Gestänge angebrachte bewegliche Nadel, die durch eine röhrenförmige Führung gehalten wird. Hinter der Führung sitzt ein beweglicher, feststellbarer Reiter auf der Nadel auf.
Misst der Bildhauer einen Punkt am Modell mit Hilfe der Nadel ein, markiert er ihn mit einem roten Punkt und fixiert den unmittelbar an die Führung herangeschobenen Reiter auf der Nadel. Setzt er anschließend die Punktiermaschine an die Steinskulptur und schiebt die Nadel bis an den Stein heran, kann er anhand des Abstandes zwischen Nadelführung und Reiter auf den Millimeter exakt abmessen, wie viel Stein er noch abnehmen muss, um den Punkt auf die gleiche Höhe wie am Modell zu bringen. Hat er den Stein bis etwa einen Millimeter oberhalb der gewünschten Oberfläche abgearbeitet, markiert er den vom Modell übernommen Punkt mit einem Rundmeißel im Stein. Im letzten Arbeitsschritt wird die Oberfläche der Figur geglättet, so dass alle Punkte verschwinden.
1857 erging an die drei Jahre zuvor gegründete Kölner Maschinenfabrik von Wilhelm Quester in Köln-Sülz der Auftrag für den Bau der bis dahin größten Kabelwinde der Dombauhütte. Die Maschine hat ein Eigengewicht von knapp 150 Zentnern sowie ein Hebevermögen von 120 Zentnern (6.000 kg). Sie verfügt über einen Schnell- und einen Schwerlastgang, der durch Verschieben der Kurbelwelle geschaltet werden kann. Gebaut wurde die Maschine eigens für das Aufziehen der Eisenelemente des neuen Dachstuhls über Quer- und Langhaus, was aufgrund der hohen Förderhöhe und Last eine besondere Herausforderung darstellte. Bevor die Arbeiten am Dachstuhl 1860 begannen und nach deren Abschluss, wurde sie im Bereich des Nordturmes eingesetzt. Nachdem 1869 für die Vollendung der Domtürme eine durch Dampfkraft betriebene Aufzugsanlage eingerichtet worden war, wurde die Kabelwinde um die beiden schmiedeeisernen Achsen mit vier Laufrollen und das Schutzdach ergänzt. Gleichzeitig wurde auch die Bremsfunktion verbessert.
Auch wenn man bei der Vollendung des Kölner Domes zwischen 1842 und 1880 darum bemüht war, den Bau möglichst getreu der mittelalterlichen Pläne zu vollenden, setzte man im 19. Jahrhundert auf modernste Bautechnik. Große Versetzwägen, die auf Eisenschienen über die Gerüste der Baustelle fuhren und auf denen wiederum kleinere Windenwägen bewegt werden konnten, ermöglichten es, die Werkstücke schnell an ihren jeweiligen Bestimmungsort zu transportieren. Für die Vollendung der Türme wurde ab 1867 sogar eine mit Dampf betriebene Fördermaschine eingesetzt. Noch heute gibt neben einigen erhaltenen Windenwägen der gewaltige 1860 errichtete Eisendachstuhl beredtes Zeugnis von den technischen Leistungen des Dombaues im 19. Jahrhundert.
Das Regal enthält eine Fülle historischer Eisenverbindungen für die Holzgerüste, die bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts Verwendung beim Dombau gefunden haben. Eventuell stammen sie noch von dem gewaltigen Turmgerüst, das ab den späten 1860er-Jahren mit den beiden Westtürmen allmählich in den Himmel wuchs. Spätestens dürften sie aber für die Gerüste verwendet worden sein, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts für die Restaurierung des Domchores unter den Dombaumeistern Bernhard Hertel und Hans Güldenpfennig Verwendung fanden.
Die Dombauhütte kann nur im Rahmen des Tages der offenen Tür (gewöhnlich einmal jährlich an einem Samstag im September) besichtigt werden. 2020 musste der Tag der Offenen Tür wegen covid-19 leider entfallen. Der Dachbereich des Domes kann im Rahmen geführter Rundgänge besichtigt werden. Informationen dazu finden Sie unter: www.domfuehrungen-koeln.de
Text: Matthias Deml