Der Fund zweier Grabstätten der Merowingerzeit, einer jungen Frau und eines etwa 7-jährigen Knaben, war ohne Zweifel eine der großen Sensationen der 1946 begonnenen Ausgrabungen unter dem Kölner Dom. Nicht zuletzt waren die Gräber ein deutliches Indiz für die herausragende Rolle, welche Köln in merowingischer Zeit als eine Residenz des ostfränkischen Reichsteils (Austrasien) hatte. Bereits im Jahr der Entdeckung 1959 vermutete der Leiter der Domgrabung Otto Doppelfeld, dass es sich bei der Frauenbestattung um Wisigarde, die Gemahlin des Merowingerkönigs Theudebert I. handeln könnte. Die Tochter des Langobardenkönigs Wacho und der Austrigusa (einer Prinzessin aus dem ostgermanischen Stamm der Gepiden) war 531 mit Theudebert verlobt worden; die Hochzeit fand jedoch erst 537/38 statt. Bereits kurz danach, um 540/41 verstarb Wisigarde wohl kinderlos. Durch DNA-Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass der im zeitgleich entstandenen Nachbargrab bestattete 7-jährige Knabe nicht der Sohn der Toten sein kann. Dieser Tatbestand, die Datierung des Grabes in die Zeit um 540 und der Nachweis, dass ein beträchtlicher Teil des wahrhaft königlichen Schmuckes langobardischen und gepidischen Ursprungs ist, machen es sehr wahrscheinlich, dass die Tote tatsächlich als Wisigarde zu identifizieren ist.
Neben dem überreichen Grabschatz aus Köln werden vergleichbare Funde aus Saint-Denis und Chelles präsentiert, die ebenfalls aus den letzten Ruhestätten von merowingischen Königinnen stammen:
Arnegunde, deren Grab sich in Saint-Denis befindet, war die dritte Gattin König Clothars I., eines Sohnes von Chlodwig I. Von ihr stammt letzlich die gesamte jüngere Merowingerdynastie ab. Sie starb um 580. Die in einem Steinsarkophag bestattete Tote konnte aufgrund ihres Fingerringes und DNA-Untersuchungen identifiziert werden.
Balthilde wurde in England geboren und war Gattin des neustrischen (westfränkischen) Königs Chlodwig II. Nach dem Tod ihres Gemahls 657 übernahm sie für ihren noch unmündigen Sohn Chlothar III. die Regierung. 664 musste sie aufgrund einer Intrige die Regierungsgeschäfte abgeben und zog sich in das Frauenkloster Chelles zurück, wo sie am 30. Januar 680 starb.
Darüber hinaus ist in der Ausstellung die Grabausstattung zweier adeliger Kleinkinder des frühen 8. Jahrhunderts aus einem Doppelgrab unter dem Frankfurter Dom zu sehen. Ungewöhnlich ist, dass eines der beiden gemeinsam bestatteten Kinder nach christlichen Ritus bestattet wurde, während das andere eine Brandbestattung nach heidnischen Ritus erhielt.