Mit der Kölner Dombibliothek hat sich eine der ältesten und größten Kathedralbibliotheken aus mittelalterlicher Zeit erhalten. Der erste Katalog dieser einzigartigen Sammlung, die noch heute fast 300 wertvolle Handschriften umfasst, wurde bereits unter Erzbischof Hildebold (gest. 818) erstellt. Die Domschatzkammer zeigt in ihrer nunmehr 11. Ausstellung von wertvollen Zimelien dieser Bibliothek Texte und Miniaturen zum Weihnachtsfestkreis.
Präsentiert werden in der Ausstellung insgesamt sieben Codices des 8. bis 15. Jahrhunderts. Bei der ältesten ausgestellten Handschrift handelt es sich um eine Sammelhandschrift mit Texten des angelsächsischen Benediktinermönches Beda Venerabilis (672/673‒735), die bereits um 795 unter Erzbischof Hildebold für die Kölner Kathedrale entstand und somit zum Ursprungsbestand der Bibliothek gehört.
Nicht für den Kölner Dom geschaffen wurde das Limburger Evangeliar. Es gelangte erst im 19. Jahrhundert in den Besitz der Dombibliothek. Es entstand Anfang des 11. Jahrhunderts wohl im Auftrag Kaiser Konrads II. (1024‒1039) für das Kloster Limburg an der Haardt. Geschaffen wurde die Handschrift auf der Klosterinsel Reichenau, die um die erste Jahrtausendwende eines der bedeutendsten Zentren der Buchmalerei in Deutschland war. Die Evangelientexte werden durch zahlreiche ganzseitige Miniaturen auf Goldgrund geschmückt. Ein etwa zeitgleiches Evangelistar, das eventuell im Kloster Seeon entstand, könnte bereits unter dem Kölner Erzbischof Pilgrim (1021‒1036) in den Besitz der Dombibliothek gekommen sein. Während ein Evangeliar die vollständigen Evangelientexte in ihrer ursprünglichen Reihenfolge enthält, entspricht die Anordnung der Texte im Evangelistar der Abfolge des Kirchenjahres.
Aus dem 12. Jahrhundert stammen ein eventuell aus dem Besitz der Lütticher Kathedrale stammendes Missale und ein zum Altbestand der Dombibliothek gehörendes Pontifikale Romano-Germanicum. Beide enthalten liturgische Texte zum Kirchenjahr, das Pontifikale speziell zu liturgischen Riten, die von einem Bischof durchgeführt werden.
Gegen Ende des 13. Jahrhunderts in Köln entstanden ist die ausgestellte Biblia Sacra. Der Band mit der lateinischen Bibelübersetzung des Kirchenvaters Hieronymus (Vulgata) gelangte im 15. Jahrhundert über den Kölner Domkapitular Moritz Graf von Spiegelbergh in den Besitz der Dombibliothek.
In der Mitte des 14. Jahrhunderts wurde von Johannes von Hildesheim die bedeutendste Legendenfassung über das Leben der Heiligen Drei Könige verfasst, deren Reliquien für den Kölner Dom bis heute von herausragender Bedeutung sind. Eine Abschrift der Legende befindet sich auch in der Kölner Dombibliothek. Sie ist in einem Sammelband des 15. Jahrhunderts mit verschiedenen, nicht zusammengehörigen Texten enthalten.
Künstlerischer Höhepunkt der Ausstellung sind ohne jeden Zweifel die in prächtigen Farben gehaltenen Miniaturen des Limburger Evangeliars. Im Laufe der Ausstellungszeit sind nacheinander die Miniaturen mit der Verkündigung an Maria, der Geburt Christi und der Anbetung der Könige zu sehen. Bei den anderen Handschriften stehen die zumeist mit aufwändigen Zierinitialen geschmückten Texte zur Weihnachtszeit im Mittelpunkt. Unter ihnen ist die F-Initiale aus der Kölner Biblia sacra besonders hervorzuheben. Die über einem schlanken eleganten Drachen den Evangelisten am Schreibpult zeigt, vor ihm der Stier als Evangelistensymbol.