Es bot sich ein spektakulärer Anblick, als heute zwei gewaltige Engel am Nordturm des Kölner Domes auf die Gerüstplattform in 100 Metern Höhe emporgezogen wurden. Die beiden Skulpturen kehren in den kommenden Tagen an ihren ursprünglichen Aufstellungsort in den Figurenbaldachinen auf einer Höhe von 75 Metern zurück. Dort waren sie 2015 aufgrund gravierender Verwitterungsschäden abgenommen und anschließend aufwändig rekonstruiert worden.
Der eine spielt Bratsche, der andere Schalmei: Die beiden 2,70 Meter hohen und rund 1.500 kg schweren musizierenden Engel, die um 1876 nach Entwürfen von Dombildhauer Peter Fuchs entstanden sind, sind vollständig erneuert worden. Während die Engel in unmittelbarer Nachbarschaft vor Ort direkt am Nordturm konserviert werden konnten, waren diese beiden Skulpturen 2015 wegen ihrer erheblichen Beschädigungen in jeweils zwei Teilen vom Nordturm abgenommen worden. Zum Teil fehlten ihnen Arme und Hände, Teile des Flügels und ein Großteil der Instrumente, die sie spielen.
Die in weiten Teilen zerstörten Engel wurden in der Dombauhütte zunächst mit Gips aufmodelliert. Jene Bereiche, über die auch auf den ursprünglichen Entwurfszeichnungen und -modellen nicht dargestellt waren bzw. fehlten, mussten passend an den Bestand neu interpretiert werden. Anschließend haben Bildhauer Michael Oster und Steinmetz Thomas Kaintoch die beiden Modellvorlagen in Savonnières-Kalkstein übertragen.
Seit gestern sind die vier rund 750 kg schweren Einzelstücke wieder auf dem Weg zu ihrem ursprünglichen Aufstellungsort. Zunächst wurden sie vom Hof der Dombauhütte und dem Schaudepot in den Bauaufzug des Domes gefahren, der sie bis auf die 45-Meter-Eben des Hohen Dachs brachte. Von der Dachwerkstatt zwischen den Türmen wurden sie dann mit einer speziellen Seilwinde aus einer Dachluke gehoben und bis auf die Gerüstplattform in 100 Metern Höhe emporgezogen. In den kommenden Tagen werden die Einzelteile dann auf einer Höhe von 75 Metern final „versetzt", also wieder zusammengefügt und montiert.
Finanziell unterstützt wurde die aufwändige Rekonstruktion über ein Patenschaftsprojekt des Zentral-Dombau-Vereins: Die in Bergisch Gladbach ansässige Helmut und Ruth Lingen-Stiftung machte die Wiederherstellung der Friedensengel mit einer großzügigen Spende von 100.000 Euro möglich.