Die Goldschmiedewerkstatt war für die Restaurierung des Dreikönigenschreines eingerichtet worden, die 1961 bis 1972 von Fritz Zehgruber und vor allem Peter Bolg durchgeführt wurde. Die Werkstatt, die seit 2002 durch Cordula Baumsteiger und Lothar Schmitt geführt wird, hat sich über die Jahre einen internationalen Ruf für die Konservierung und Dokumentation mittelalterlicher Goldschmiedekunst erworben. Neben der Betreuung der Goldschmiedearbeiten des Kölner Domes war sie u. a. für die Maßstäbe setzende Restaurierung der Schreine des Aachener Domes und des Siegburger Annoschreines verantwortlich. 1989 wurde seitens des Erzbistums Köln ein denkmalpflegerisches Projekt zur Erhaltung und Erforschung mittelalterlicher Reliquienschreine ins Leben gerufen, die sich in keiner anderen Region Europas in solch großer Zahl erhalten haben.
Der hl. Innocentius wird als einer der Legionäre der aus Oberägypten stammenden ›Thebäischen Legion‹ verehrt, die zusammen mit ihrem Anführer Mauritius während der Christenverfolgung unter dem römischen Kaiser Maximian 286 n. Chr. in Agaunum (heute St. Maurice) das Martyrium erlitten haben sollen. Die älteste, auf die Märtyrer des Wallis beschränkte Überlieferung der Legende wurde in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts verfasst. Erst unter Gregor von Tour (538/39–594) wurden weitere, im Rheinland verehrte Heilige, wie Gereon von Köln, einer Vorhut der Legion zugerechnet.
Erzbischof Anno II. (1056−1075) war stets darauf bedacht, die zahlreichen von ihm gegründeten Klöster und Stifte mit wertvollem Reliquienbesitz auszustatten. Dass er sich in seinem Eifer auch fragwürdiger Methoden bediente, berichtet die ältere Annolegende. Als sich Anno im Frühjahr 1070 in der Waliser Abtei St.-Maurice befand, soll er – so die Legende − einen Wächter bestochen und nachts den Leib des hl. Innocentius sowie das Haupt des hl. Vitalis aus der Klosterkirche entwendet haben. Mit der Erlaubnis der Landesherrin, Markgräfin Adelheid, ließ er die Reliquien in das von ihm gegründete Kloster Siegburg überführen, wo sie am Himmelfahrtstag feierlich empfangen wurden.
Der Mauritius- Innocentius-Schrein entstand nach 1183 als neues Reliquiar für die Reliquien des hl. Innocentius und weiterer Heiliger. Während der Revolutionszeit um 1800 seines wohl silbernen Figuren- und Reliefschmuckes beraubt, wurde er wiederholt restauriert. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstandene Hinterglasmalereien dienten als Ersatz für die verlorenen Treibarbeiten. Diese wurden bei der rekonstruierenden Restaurierung durch Paul Beumers in den Jahren 1901−1902 wieder entfernt und durch patinierte Kupferbleche ersetzt. Gleichzeitig wurden zahlreiche fehlende Beschläge als exakte Kopien der Originale ergänzt. Aufgrund der Inschriften lässt sich das ursprüngliche ikonographische Programm des Schreines weitgehend rekonstruieren. Auf der Stirnseite war Christus, flankiert von den thebäischen Legionären Innocentius und Mauritius, dargestellt, auf der anderen Giebelseite die Gottesmutter zwischen dem hl. Anno und dem Erzengel Michael, dem Patron der Siegburger Abteikirche. Auf den Langseiten befanden sich, wie an zahlreichen ähnlichen Reliquienschreinen, Bildnisse der zwölf Apostel. Auf den Dächern sollen sich 14 Darstellungen von Propheten befunden haben. Die Darstellung des hl. Anno, der 1183 kanonisiert wurde, gibt auch den entscheidenden Hinweis auf den terminus post quem für die Entstehung des Schreines.
Die Ausstellung läuft parallel zu der des Museums Kolumba, wo zurzeit die übrigen Reliquienschreine und Tragaltäre des bedeutenden Siegburger Servatiusschatzes ausgestellt sind.