Die seit fast acht Jahrzehnten laufenden archäologischen Forschungen zum Kölner Dom haben im Lauf der Zeit eine große Fülle an größeren und kleineren Publikationen hervorgebracht, von denen die zahlreichen Grabungsberichte im Kölner Domblatt sowie die großen und umfassenden, im Kölner Domverlag erschienenen Studienbände zu den Befunden und Funden des gotischen Domes und seiner Vorgängerbauten besonders hervorzuheben sind.
Bisher fehlte allerdings eine umfassende und kompakte Darstellung der gesamten Baugeschichte des Domes und seiner Vorgängerbauten von der Römerzeit bis in die Gegenwart, in die sämtliche bisherigen archäologischen Forschungsergebnisse einfließen. Mit dem vorliegenden Band ist es Ulrich Back gelungen, diese Lücke zu schließen und eine fundierte Publikation vorzulegen, die nun sowohl für Wissenschaftler als auch für interessierte Laien den perfekten Einstieg in die Archäologie des Domes bildet.
Da eine monografische Publikation zu den römischen Befunden und Funden unter dem Kölner Dom aussteht – diese ist langfristig im Zusammenhang mit einer größeren Publikation der archäologischen Grabungen im weiteren Domumfeld geplant – schließt der Band von Ulrich Back auch in diesem Bereich eine Lücke. Ein Detail ist für die Geschichte der römischen Stadt von besonderem Interesse. So kann Back ein in seinem Inneren mit Lisenen verstärktes Mauergeviert, in dem die ältere Forschung zunächst den Unterbau eines Tempels, später einen Getreidespeicher sah, nun mit guten Gründen als kleines Bibliotheksgebäude, Archiv oder Schatzhaus identifizieren.
Bisher nur über den Befundkatalog der Domgrabung und Bauphasenzeichnungen publiziert waren aber auch etwa die Befunde zu späteren Umbauten und zur Nachfolgebebauung des frühmittelalterlichen Baptisteriums, das spätestens bei Errichtung des Alten Domes um 800 als Bauwerk gänzlich aufgegeben worden sein dürfte. Es gibt deutliche Indizien, dass hier bereits in der Frühzeit des Alten Domes ein Atriumshof als Vorgänger des in der Mitte des 11. Jahrhunderts zusammen mit der Stiftskirche St. Maria ad Gradus errichteten Ostatriums bestanden haben dürfte. Kaum publiziert waren bisher auch die wahrscheinlich aus dem Alten Dom stammenden Wandmalereifragmente, die in der Aufschüttung für das neue Ostatrium gefunden wurden. Sie wurden in den vergangenen Jahren von Anna Skriver untersucht. Ein eigener Forschungsband des Kölner Domverlages hierzu ist in Vorbereitung.
Eine Lücke schließt der Band aber auch mit der Darstellung der bisher kaum beachteten archäologischen Befunde aus der Neuzeit. Für diese ist keine eigene Publikation geplant. So stellt Back die Grabungsergebnisse zu neuzeitlichen Gräbern und Gruftanlagen unter dem Kölner Dom vor – aber etwa auch zur Umgebungsbebauung des Domes wie etwa der barocken Pfarrkirche St. Johannes Baptist oder der Domterrasse des 19. Jahrhunderts. Selbst die im Untergrund des Domes verlegten Gasleitungen für die Dombeleuchtung des 19. Jahrhunderts werden erstmals zusammenhängend beschrieben.
Nach über 37 Jahren Tätigkeit für die Ausgrabungen im Kölner Dom wird Ulrich Back Anfang 2024 in den Ruhestand gehen. Die nun vorliegende Publikation bildet somit auch die Summe seiner Forschungen zum Kölner Dom.
Die Drucklegung des Buches wurde durch die freundliche finanzielle Unterstützung des Erzbistums Köln, des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) und der Stiftung für Kunst und Baukultur Britta und Ulrich Findeisen ermöglicht. Ihnen gebührt unser aufrichtiger Dank. Das Buch ist zu einem Preis von Euro 56,00 im Buchhandel oder direkt über den Kölner Domverlag erhältlich.