Die Kölner Dombauhütte geht letztlich auf eine Institution zurück, die im Jahr 1248 mit dem Bau des heutigen hochgotischen Domes begann. Auch nach der Einstellung der Bauarbeiten bald nach 1520 existierte zumindest die für die Finanzierung des Dombaus zuständige Domfabrik fort, um die notwendigen Erhaltungsarbeiten zu koordinieren. Die vom Jesuitenpater Hermann Crombach bereits in der Mitte des 17. Jahrhunderts formulierte Idee einer Domvollendung war aufgrund der Zeitumstände zum Scheitern verurteilt.
Die Zeit um 1800 brachte nicht nur die Wiederentdeckung der Gotik als Baustil, sondern war zugleich auch eine Zeit größter Gefährdung für den Dom. Zwei Jahre nach der Besetzung der Stadt durch französische Revolutionstruppen 1794 wurde der der Dom für Gottesdienste geschlossen und diente in der Folgezeit als Korn- und Futtermagazin sowie zeitweise als Kriegsgefangenenlager. Vor allem aber wurden alle Instandhaltungsarbeiten eingestellt, was im Lauf der folgenden Jahrzehnte zu einem massiven Verfall des kolossalen Bauwerks führte. Ab 1808 war es vor allem der Kölner Kaufmannssohn Sulpiz Boisserée, der sich den Erhalt und die Vollendung des Kölner Domes zur Lebensaufgabe machte. Durch die Herausgabe eines großen Kupferstichwerkes zum Kölner Dom, vor allem aber durch zahlreiche Kontakte zu den politischen und geistigen Größen seiner Zeit, gelang es ihm in den folgenden Jahrzehnten erfolgreich für sein Projekt zu werben. Er war es auch, der 1812 als erster die Idee einer Wiedereinrichtung einer festen Dombauhütte in Köln formulierte. Boisserée kann somit als geistiger Vater der heutigen Kölner Dombauhütte gelten.
Die Gründung der Dombauhütte war ein langwieriger Prozess, der nicht zuletzt durch den preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel vorangetrieben wurde. In seinem Baugutachten von 1816 wies er auf den erschreckenden Zustand insbesondere der Dächer und des Chorstrebewerks hin und empfahl ebenfalls die Einrichtung einer festen Bauhütte. Erst sechs Jahre später, im Dezember 1822, wurde der Bauinspektor Friedrich Adolf Ahlert, der bereits drei Jahre zuvor mit einem Gutachten und Kostenvoranschlag für notwendige Erhaltungsmaßnahmen am Dom beauftragt worden war, von allen anderen Aufgaben entpflichtet und gänzlich mit der Vorbereitung der Restaurierungsarbeiten am Dom betraut. Damit war ein erster Schritt zur Gründung einer Bauhütte vollzogen. Die Einrichtung der Bauhütte selbst war ein schleichender Prozess. Erste Restaurierungsarbeiten begannen noch im Winter 1822/23. Diese wurden zunächst von selbstständigen Unternehmen durchgeführt. Auch wenn sich formal daran auch in den kommenden Jahren nichts änderte, bildete sich dennoch bald ein fester Stamm an Mitarbeitern heraus, die ausschließlich für den Dombau tätig waren. Im Sommer 1824 verdichtete sich dieser Prozess. So datiert der früheste Eintrag in der Stammrolle der Steinmetzen, in der im 19. und frühen 20. Jahrhundert alle am Dombau beschäftigten Steinmetzen registriert wurden, vom 15. Juni 1824. Er stammte vom Kölner Steinmetzen Peter Sturm. Am 2. August 1824 wurde auf der Westseite des Domes eine feste Werkstatt für die Steinmetzen der Bauhütte eingerichtet, womit die Dombauhütte auch baulich ins Leben gerufen war.
Dompropst Msgr. Guido Assmann gratuliert der Dombauhütte und ihrer Belegschaft zum Jubiläum: »Die Kölner Dombauhütte hat in mittelalterlichen Zeiten nicht nur das gewaltige Fundament des Kölner Domes errichtet – sie selbst bildet als Institution das zentrale handwerkliche Fundament, auf dem unsere Kathedrale ruht. Visionäre wie Meister Gerhard, Sulpiz Boisserée und Ernst Friedrich Zwirner haben den Dombau vorangetrieben, Könner aus zahlreichen Gewerken haben den Dom meisterhaft und zur Ehre Gottes ausgeführt – und ihm jene Strahlkraft verliehen, die ihn als Gotteshaus und Weltkulturerbe einzigartig macht. Die Wiederbegründung der Dombauhütte war ein Meilenstein in der Domgeschichte – und so gratuliere ich stellvertretend für die Generationen von Bauleuten, die am Dom geplant, gemeißelt und restauriert haben, dem aktuellen Dombaumeister Peter Füssenich und seinem Team zum 200. Geburtstag.«
Zur Ausstellung ist eine Broschüre mit allen Texten und Bildern entstanden. Sie ist im DOMFORUM gegen eine Schutzgebühr von 3.00 € erhältlich. Anlässlich der Ausstellung wird am 30. Juli und am 5. August jeweils um 17:00 Uhr im Kino des DOMFORUMs der im vergangenen Jahr vorgestellte Film von Marcus Laufenberg zur Kölner Dombauhütte gezeigt.